Deutsche Verben: Die wichtigsten Unterschiede

Als Deutschlehrer weiß ich, wie verwirrend die verschiedenen Verbarten für Lernende sein können.

In diesem Artikel möchte ich dir die wichtigsten Unterschiede und Anwendungen der deutschen Verben näherbringen.

Wenn du den Artikel auf Englisch lesen möchtest, klick hier: Types of Verbs in German.

Für die spanische Version, klick hier: Tipos de verbos en alemán.

Verben im Deutschen

Was sind Verben überhaupt?

Verben sind Wörter, die beschreiben, was jemand tut oder was passiert.

Man nennt sie auch Tuwörter, Tätigkeitswörter oder Zeitwörter.

Verben ändern ihre Endung je nach:

  • Person (wer etwas tut),
  • Zahl (wie viele etwas tun) und
  • Zeitform (wann etwas passiert).

Diese Änderung nennt man konjugieren.

Verben werden häufig von Präpositionen begleitet, die festlegen, in welchem Zusammenhang das Verb verwendet wird und welcher Fall beim nächsten Nomen oder Pronomen steht.

Da Präpositionen im Deutschen sehr wichtig sind, solltest du meine Erklärungen und Beispiele dazu unbedingt lesen.

Im Folgenden erkläre ich dir die wichtigsten Begriffe, die du im Zusammenhang mit deutschen Verben kennen solltest.

Welche verschiedenen Verbarten gibt es?

Im Folgenden zeige ich dir die wichtigsten Verbarten und erkläre dir anhand von Beispielen die Unterschiede und wie du sie verwendest.

Das Vollverb

Ein Vollverb ist ein Verb, das alleine sagen kann, was passiert. Es zeigt eine Handlung, einen Vorgang oder einen Zustand an.

Vollverben sind die wichtigsten Verben in einem Satz.

Beispiele:

  • gehen: Ich gehe zur Schule.
  • essen: Sie isst einen Apfel.
  • schlafen: Er schläft.

In diesen Sätzen sagt das Vollverb, was gemacht wird.

Das Hilfsverb

Ein Hilfsverb ist ein Verb, das zusammen mit einem anderen Verb verwendet wird, um die Zeitform des Satzes zu bestimmen oder das Passiv zu bilden.

Im Deutschen nutzen wir haben und sein, um verschiedene Zeitformen zu bilden, und „werden“ sowohl für die Bildung des Futurs als auch für das Passiv.

Beispiele für die Zeitformen:

  • haben: Ich habe gegessen. (Perfekt)
  • sein: Sie ist gegangen. (Perfekt)
  • werden: Er wird kommen. (Futur I)

Beispiele für das Passiv:

  • werden: Das Buch wird gelesen. (Präsens Passiv)
  • werden: Das Buch wurde gelesen. (Präteritum Passiv)

In diesen Sätzen helfen die Hilfsverben dem Hauptverb, die richtige Zeitform zu zeigen oder das Passiv zu bilden.

Das Modalverb

Im folgenden Abschnitt gebe ich eine kurze Einführung in die Modalverben. Wenn du jedoch bereit bist, tiefer einzutauchen und sie wirklich zu meistern, klicke unbedingt auf den Link zum ausführlichen Artikel: Modalverben im Deutschen.

Ein Modalverb ist ein Verb, das die Bedeutung eines Hauptverbs verändert oder ergänzt.

Modalverben drücken Notwendigkeit, Möglichkeit, Erlaubnis, Fähigkeit, Wunsch oder Verpflichtung aus.

Im Deutschen gibt es sechs Hauptmodalverben.

können (Fähigkeit oder Möglichkeit):

  • Ich kann gut schwimmen. (Fähigkeit)
  • Wir können dich heute besuchen oder morgen. (Möglichkeit)

müssen (Notwendigkeit oder Verpflichtung):

  • Ich muss lernen. (Notwendigkeit)
  • Sie muss jeden Tag um 6 Uhr aufstehen. (Verpflichtung)

dürfen (Erlaubnis):

  • Ich darf ins Kino gehen. (Erlaubnis)
  • Ihr dürft nach dem Essen spielen. (Erlaubnis)

sollen (Verpflichtung oder Ratschlag):

  • Ich soll mein Zimmer aufräumen. (Verpflichtung)
  • Du sollst zum Arzt gehen. (Dringender Ratschlag)

wollen (Wunsch oder Absicht):

  • Ich will tanzen. (Wunsch)
  • Wir wollen im Sommer nach Italien reisen. (Absicht)

mögen (Vorliebe oder Zustimmung):

  • Sie mag Pizza. (Vorliebe)
  • Ja, ich mag deine Idee. (Zustimmung)

Modalverben werden immer zusammen mit einem Hauptverb verwendet.

Das Hauptverb steht dabei im Infinitiv (Grundform) und wird nicht konjugiert.

Was sind schwache, starke und gemischte Verben?

Schwache Verben (regelmäßige Verben)

Schwache Verben behalten ihren Stammvokal in allen Formen. Sie bekommen einfach die passenden Endungen angehängt.

Das Partizip II von schwachen Verben wird mit „ge…t“ gebildet.

Beispiel:

Präsens Präteritum Partizip II
ich spiele ich spielte gespielt
du spielst du spieltest
er/sie/es spielt er/sie/es spielte
wir spielen wir spielten
ihr spielt ihr spieltet
sie/Sie spielen sie/Sie spielten

Starke Verben (unregelmäßige Verben)

Starke Verben ändern ihren Stammvokal im Präteritum und/oder im Partizip II.

Manchmal verändert sich der Vokal auch im Präsens.

Das Partizip II von starken Verben wird mit „ge…en“ gebildet.

Beispiel:

Präsens Präteritum Partizip II
ich gebe ich gab gegeben
du gibst du gabst
er/sie/es gibt er/sie/es gab
wir geben wir gaben
ihr gebt ihr gabt
sie/Sie geben sie/Sie gaben
  • Präsens: „e“ in „ich gebe“ zu „i“ in „du gibst“
  • Präteritum: „a“ in „ich gab“

Gemischte Verben

Gemischte Verben ändern ihren Stammvokal im Präteritum und/oder im Partizip II.

Das Partizip II wird trotzdem „ge…t“ gebildet.

Beispiel:

Präsens Präteritum Partizip II
ich bringe ich brachte gebracht
du bringst du brachtest
er/sie/es bringt er/sie/es brachte
wir bringen wir brachten
ihr bringt ihr brachtet
sie/Sie bringen sie/Sie brachten

Unterschied zwischen trennbaren und nicht trennbaren Verben

Trennbare Verben

Trennbare Verben sind Verben im Deutschen, bei denen eine Vorsilbe im Satz vom Verb getrennt wird und an das Ende des Satzes rückt.

Das passiert meistens im Präsens und im Präteritum.

Beispiele:

  • anfangen: Ich fange jetzt an.
  • aufstehen: Er steht um 7 Uhr auf.
  • einkaufen: Wir kaufen morgen ein.

Beim Partizip II steht die Vorsilbe vor „ge-„.

Beispiele:

  • anfangen: Ich habe angefangen.
  • aufstehen: Er ist aufgestanden.
  • einkaufen: Wir haben eingekauft.

In diesen Beispielen sind die Vorsilben „an“, „auf“ und „ein“ vom Verb getrennt und stehen entweder am Ende des Satzes oder vor „ge-“ im Partizip II.

Wenn du mehr über die Verwendung von trennbaren Verben mit „machen“ erfahren möchtest, schau dir diesen Artikel über die Präfixe des Verbs „machen“ an.

 

Für eine detaillierte Erklärung der Unterschiede zwischen den Verben „schlafen„, „einschlafen“ und „ausschlafen“, besuche diesen Artikel über die Präfixe des Verbs „schlafen“.

Nicht trennbare Verben

Nicht trennbare Verben sind solche, bei denen die Vorsilbe immer fest mit dem Verb verbunden bleibt

Sie wird im Satz nicht vom Verb getrennt, egal in welcher Zeitform das Verb steht.

Beispiele:

  • verstehen: Ich verstehe dich.
  • besuchen: Wir besuchen unsere Freunde.

Beim Partizip II bleibt die Vorsilbe ebenfalls mit dem Verb verbunden und es wird kein „ge-“ hinzugefügt.

Beispiele:

  • verstehen: Ich habe dich verstanden.
  • besuchen: Wir haben unsere Freunde besucht.

 

Direkter Vergleich trennbar / nicht trennbar

Zur Verdeutlichung hier zwei Verben, die etwas Ähnliches aussagen, aber einmal handelt es sich um ein trennbares und einmal um ein nicht trennbares Verb.

Siehst du wie unterschiedlich sie sich verhalten?

Nicht trennbares Verb: beginnen

  • Das Meeting beginnt um 12 Uhr.

Trennbares Verb: anfangen

  • Das Meeting fängt um 12 Uhr an.

In diesen Beispielen bleibt die Vorsilbe bei „beginnen“ (nicht trennbar) immer fest mit dem Verb verbunden, während sie bei „anfangen“ (trennbar) im Satz getrennt wird.

Was sind reflexive Verben?

Reflexive Verben sind Verben, bei denen die Handlung des Subjekts auf das Subjekt selbst zurückgeht.

Das bedeutet, dass das Subjekt und das Objekt der Handlung dieselbe Person oder Sache sind.

Reflexive Verben werden im Deutschen mit einem reflexiven Pronomen verwendet (mich, dich, sich, uns, euch, sich).

Beispiele:

sich waschen:
Ich wasche mich.
(Die Person wäscht sich selbst.)

sich rasieren:
Er rasiert sich.
(Die Person rasiert sich selbst.)

In diesen Beispielen zeigt das reflexive Pronomen, dass die Handlung auf das Subjekt selbst zurückgeht.

Was sind reziproke Verben?

Reziproke Verben sind Verben, die eine wechselseitige Handlung zwischen zwei oder mehr Personen oder Dingen ausdrücken.

Das bedeutet, dass die Handlung von den beteiligten Personen oder Dingen gegenseitig ausgeführt wird.

Im Deutschen werden reziproke Verben oft mit den Reflexivpronomen „einander“, „miteinander“ oder „sich“ verwendet.

sich treffen:
Wir treffen uns im Park.
(Die Personen treffen einander.)

sich helfen:
Wir helfen uns bei den Hausaufgaben.
(Die Personen helfen einander.)

sich streiten:
Ihr streitet euch ständig.
(Die Personen streiten miteinander.)

Unterschied zwischen reflexiven und reziproken Verben

Reflexive Verben beschreiben eine Handlung, die das Subjekt auf sich selbst ausführt.

  • Beispiel: Ich wasche mich. (Die Person wäscht sich selbst.)

Reziproke Verben beschreiben eine wechselseitige Handlung zwischen zwei oder mehr Subjekten.

  • Beispiel: Wir treffen uns im Park. (Die Personen treffen einander.)

 

Indikativ, Konjunktiv und Imperativ

Der Unterschied zwischen Indikativ, Konjunktiv und Imperativ liegt in der Art und Weise, wie sie die Handlung, den Zustand oder den Vorgang ausdrücken.

Hier sind die wesentlichen Unterschiede:

Indikativ

Der Indikativ ist der Modus der Wirklichkeit.

Er wird verwendet, um Tatsachen, reale Ereignisse und tatsächliche Zustände auszudrücken. Der Indikativ stellt sicher, dass das Gesagte als real und wirklich verstanden wird.

Beispiele:

  • Ich gehe zur Schule. (Tatsache)
  • Er isst einen Apfel. (Reales Ereignis)
  • Sie spielt im Park. (Tatsächlicher Zustand)

 

Konjunktiv

Der Konjunktiv wird verwendet, um Wünsche, Möglichkeiten, Hypothesen, Zweifel oder indirekte Rede auszudrücken.

Es gibt zwei Formen des Konjunktivs: Konjunktiv I und Konjunktiv II.

Konjunktiv I:

Wird hauptsächlich in der indirekten Rede verwendet.

Beispiel: Er sagte, er komme später. (Indirekte Rede)

Konjunktiv II:

Drückt Wünsche, hypothetische Situationen oder irreale Bedingungen aus.

Beispiele:

Wenn ich reich wäre, würde ich ein Haus kaufen. (Hypothetische Situation)

Er täte das, wenn er könnte. (Irreale Bedingung)

Imperativ

Der Imperativ ist der Modus der Aufforderung oder des Befehls.

Er wird verwendet, um direkte Anweisungen, Befehle oder Aufforderungen zu geben.

Beispiele:

  • Geh nach Hause!
  • Iss dein Esseneer!
  • Seid leise!

 

Zusammenfassung der drei Modi Indikativ, Konjunktiv und Imperativ

Indikativ: Beschreibt die reale Welt und Tatsachen.

  • Beispiel: Er liest ein Buch. (Er tut dies tatsächlich.)

Konjunktiv: Drückt Wünsche, Möglichkeiten, Zweifel oder indirekte Rede aus.

  • Konjunktiv I Beispiel: Er sagte, er komme später. (Indirekte Rede)
  • Konjunktiv II Beispiel: Wenn ich reich wäre, würde ich ein Haus kaufen. (Hypothetische Situation)

Imperativ: Gibt direkte Anweisungen oder Befehle.

  • Beispiel: Geh nach Hause! (Aufforderung)

Diese drei Modi helfen dabei, die Intention und den Kontext von Verben in Sätzen genau zu bestimmen.

Was sind unpersönliche Verben?

Unpersönliche Verben sind Verben, die nur in der 3. Person Singular verwendet werden und kein spezifisches Subjekt haben.

Diese Verben drücken oft natürliche Phänomene, Zustände oder allgemeine Gegebenheiten aus. Eine Auflistung vieler unpersönlicher Verben findest du hier im Wiktionary.

Das Subjekt ist in diesen Fällen das unbestimmte „es“.

Beispiele für unpersönliche Verben:

Natürliche Phänomene:

  • regnen: Es regnet.
  • schneien: Es schneit.

Zustände oder allgemeine Gegebenheiten:

  • passieren: Es passiert nicht viel hier.
  • gelingen: Es gelingt mir nicht.

Wichtige Merkmale unpersönlicher Verben:

  • Sie werden immer mit „es“ als Subjekt verwendet.
  • Sie kommen nur in der 3. Person Singular vor.
  • Sie beschreiben oft das Wetter, natürliche Ereignisse oder allgemeine Zustände.

 

Zusammenfassung

In diesem Artikel hast du die verschiedenen Arten von deutschen Verben kennengelernt.

Wir haben uns mit Vollverben, Hilfsverben und Modalverben beschäftigt und ihre jeweiligen Funktionen und Anwendungen erläutert.

Du weißt nun:

  • Vollverben: drücken Handlungen oder Zustände aus.
  • Hilfsverben: bilden Zeitformen und das Passiv.
  • Modalverben: ergänzen die Bedeutung eines Hauptverbs.

Wir haben die Unterschiede zwischen:

  • Schwachen Verben (regelmäßige, „ge…t“)
  • Starken Verben (unregelmäßige, „ge…en“)
  • Gemischten Verben (Merkmale beider Typen) erklärt.

Des Weiteren:

  • Trennbare Verben: Vorsilbe trennt sich im Satz.
  • Nicht trennbare Verben: Vorsilbe bleibt fest verbunden.
  • Reflexive Verben: beschreiben Handlungen, die das Subjekt auf sich selbst ausführt.
  • Reziproke Verben: beschreiben wechselseitige Handlungen.

Schließlich haben wir die drei Modi:

  • Indikativ (Wirklichkeit)
  • Konjunktiv (Wünsche, Möglichkeiten)
  • Imperativ (Aufforderungen)

und unpersönliche Verben (natürliche Phänomene) behandelt.

Mit diesem Wissen bist du nun besser gerüstet, um die Vielfalt der deutschen Verben zu verstehen und anzuwenden.

Viel Erfolg beim weiteren Lernen!

Tipp

Das Lernen der verschiedenen Verbarten im Deutschen, wie Modalverben, reflexive Verben und trennbare Verben, kann anfangs überwältigend wirken. 

 

Es ist jedoch viel effektiver, ein natürliches Gefühl für diese Verbarten zu entwickeln, anstatt einfach nur Grammatikregeln auswendig zu lernen. 

 

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Fragst du dich warum?

Um Deutsch als Fremdsprache wirklich zu lernen, musst du 7 wichtige Regeln kennen und befolgen. Ohne diese Regeln ist dein Lernen vielleicht nicht so effektiv, und du verschwendest Zeit und Energie.

Wenn du diese Regeln anwendest (insbesondere Regel Nr. 5 und Regel Nr. 7), wirst du automatisch anfangen, die Grammatik richtig zu nutzen.

 

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